Lebensberichte

Gerardo wurde 2015 in Bolivien geboren.
Er lebte zusammen mit seiner Mutter und fünf seiner Geschwister in einem winzigen Häuschen. Nachdem sein Vater im Jahr 2012 an übermäßigem Alkoholkonsum gestorben war, brach eine schwere finanzielle Zeit für die Familie an. Seine Mutter litt an Diabetes. Sie konnte nicht arbeiten und hatte nicht die Mittel, das Nötigste für ihre Kinder bereitzustellen.

Am 17. Oktober 2017 verlor die Mutter den Kampf gegen ihre Krankheit und hinterließ ihre Kinder als Waisen.

Nach dem Tod seiner Mutter kam Gerardo mit seinen Geschwistern erst einmal bei seinem ältesten, 24-jährigen Bruder unter, der jedoch auf Dauer auch nicht über die notwendigen Mittel verfügte, um sich um sechs seiner jüngeren Geschwister zu kümmern. Da auch die zwei weiteren Geschwister (21 Jahre und 17 Jahre) nicht dazu in der Lage waren, stellte der Bruder bei den zuständigen Behörden einen Antrag, ein Heim für Gerardo und seine weiteren Geschwister zu finden.

Die Behörde setzte sich daraufhin mit unserem Kinderdorf in Verbindung und so wurden Gerardo und seine Geschwister Teil von L’ESPERANCE.

Berichtet von Viktor Gossen aus dem Kinderdorf San Mateo.

Hagar wurde 2012 in Äthiopien geboren. Das genaue Geburtsdatum ist nicht bekannt.
Sie lebte, bis sie zu uns kam, mit ihrer Mutter in den Straßen von Addis Abeba. Einen festen Wohnsitz bzw. eine feste Unterkunft besaßen sie nicht. Sie lebten in Armut, hatten kein Einkommen, es fehlte an Essen, Trinken, Kleidung und Hygiene. Eines Tages wurden sie von der Polizei aufgegriffen und mitgenommen. Nachdem die aktuelle Lebenssituation geprüft worden war, entschied man, Hagar in ein Kinderdorf zu geben. Das zuständige Amt setzte sich mit unserer Kinderdorfleitung in Verbindung. Noch am gleichen Tag wurde Hagar bei uns aufgenommen.

Hagar ist ein entzückendes Mädchen, die mit allen sehr gut auskommt. Zu ihren Pflegeeltern hat sie ein gutes und enges Verhältnis. Sie hat sich gut eingelebt und kommt mit dem Ablauf und den damit verbundenen Aufgaben gut zurecht.

Gesundheitlich geht es Hagar gut. So hatte sie in der Vergangenheit keine größeren Probleme.

Seit sie bei uns ist, besucht sie regelmäßig unseren Kindergarten. Dort werden die Kinder spielerisch auf den Unterricht an der Schule vorbereitet. Hagar hat sehr viel Spaß im Kindergarten und es gab noch keinen Tag, an dem sie nicht gehen wollte.

In ihrer Freizeit spielt sie am liebsten mit den anderen Kindern. Sie hält sich sehr gerne in der Natur auf und verbringt viel Zeit mit den Tieren im Dorf.

Hagar ist sehr dankbar dafür, im Dorf aufgenommen worden zu sein. Dies sei der schönste Tag ihres Lebens gewesen. Sie ist glücklich ein Bett zu haben, Essen zu bekommen, schöne Kleidung zu tragen und in den Kindergarten gehen zu dürfen.

Berichtet von Yewubnesh Dando, Geschäftsführerin des Kinderdorfes Akaki.

David wurde 2013 in Uganda geboren.
Er wohnte zusammen mit seinem Vater, seiner Mutter und seinen vier Geschwistern. Die Eltern waren Bauern und lebten vom Obst- und Gemüseanbau. Das meiste verbrauchten sie selber und das was übrig war, wurde verkauft. Sie hatten nicht viel und kamen gerade so über die Runden.

Doch die Situation änderte sich, als der Vater anfing fremd zu gehen. So blieb er oft weg und kümmerte sich nicht um die Familie. Die Mutter war sehr unzufrieden mit der Situation und beklagte sich ständig bei ihm. Doch statt sich zu ändern, brachte der Vater eines Tages eine andere Frau mit nach Hause und eröffnete ihr, dass dies seine zweite Frau sei und sie ab sofort bei ihnen wohnen würde. Die Mutter war der Verzweiflung nahe. Wie sollte sie noch eine weitere Person durchfüttern, wenn es für den Rest der Familie schon zu wenig war?

Sechs Monate kämpften sie sich so durch, lebten mehr schlecht wie recht, als der Vater sich mit einer weiteren Frau aus dem Staub machte. Zurück blieben die Mutter mit ihren fünf Kindern und die zweite Frau, die zu dem Zeitpunkt schwanger war. Die Umstände wurden immer schwieriger. Irgendwann packte die zweite Frau ihre Sachen und kehrte zu ihren Verwandten zurück. Die Mutter mit ihren fünf Kindern hatte diese Möglichkeit nicht, und so blieb ihr nichts anderes übrig, als die älteren Kinder loszuschicken, um sich Arbeit zu suchen. Die Jüngeren mussten in der Nachbarschaft betteln gehen.

Oft hatten sie nur eine Mahlzeit am Tag aber irgendwie ging es immer wieder weiter. Doch das Schicksal meinte es nicht gut mit ihnen. So wurde eines Tages der schwerkranke Vater nach Hause gebracht. Er hatte sich mit AIDS infiziert und befand sich im Endstadium. Medikamente schlugen nicht mehr an und so ist er gegenwärtig ein Pflegefall, bettlägerig und dem Tode nahe.

Die Mutter war an dem Punkt angelangt, wo sie nicht mehr konnte. Unter Tränen wandte sie sich an uns und bat um Hilfe für David, damit er wieder ein Zuhause fände und sein großer Wunsch, einmal Ingenieur zu werden, doch noch in Erfüllung ginge.

Die Notlage der Mutter gab den Ausschlag, der Aufnahme im Kinderdorf zuzustimmen.

Wir wollen alles dafür tun, dass David all das erhält, was er braucht: eine gute Schulbildung, Zuneigung, Aufmerksamkeit und dass ihm darüber hinaus der Glauben an Gott vermittelt wird, der sein himmlischer Vater ist und einen guten Plan für ihn und seine Zukunft hat.

Berichtet von Edna Busulwa, Sozialarbeiterin des Kinderdorfes Kinyo.

Jonas wurde 2012 in Uganda geboren und hat drei Geschwister.
Seine Mutter heiratete 1999 ihren ersten Mann, dem sie bald einen Sohn gebar. Ende 2001, kurz nach der Geburt ihres zweiten Kindes, einer Tochter, starb ihr Mann an Aids. Ihm gehörte ein Fahrrad und an ihrem Wohnort ein Stück Land. Er hatte versprochen, dies solle ihr und den Kindern gehören, wenn er sterbe. Er wurde am Wohnort seiner Brüder und Schwestern begraben. Zu seiner Beerdigung erschienen zwei weitere seiner Frauen mit drei Kindern und beanspruchten das Grundstück als Erbe für ihre Kinder, weil diese die älteren seien. Auch um ihr Haus mit vier Räumen gab es Streit. Das wollten ihre Schwäger haben. Was der Mutter bleiben würde, wären einige Habseligkeiten im Haus und eine Lautsprecheranlage. Durch Bekanntmachungen im Ort hatte sie etwas Geld verdient.
Als die Mutter mit ihren beiden Kindern von der Beerdigung zurück zu ihrem Dorf kam, fand sie die Tür des Hauses offen, die Wohnung ausgeräumt, einiges gestohlen, anderes zu Asche verbrannt. Das sei die Strafe dafür, dass sie ihren Mann, ein Mitglied ihrer Familie, mit Aids angesteckt habe, sagten die Verwandten. So packte die Mutter ihr Baby auf den Rücken, nahm ihren zweijährigen Sohn an der Hand und machte sich auf den Weg zu ihrer Mutter. Die gab ihr ein kleines Stück Land, auf dem sie anbaute, was sie brauchten und auch einiges, was sie verkaufen konnte.

2005 ging die an Aids erkrankte Mutter eine neue Beziehung ein. Sie wurde die Frau eines Fischers. Für 5.000 Ugandaschilling im Monat mietete sie eine kleine Hütte. Sie gebar ihrem Mann zwei Buben, einer davon unser Jonas. Vor etwa zwei Jahren kam ihr zweiter Mann nicht von der Arbeit zurück. Er war beim Fischen im Victoriasee ertrunken. Nach der Beerdigung wurde sein Testament eröffnet. Ihr Mann hatte ihr und den Kindern zwei junge Kühe vermacht. Jedoch wurde auch diesmal der Wille des Verstorbenen missachtet. Er hatte zwei weitere Frauen, welche der Mutter von Jonas die Tiere mit der Begründung wegnahmen, sie als die ersten Frauen hätten die Kühe zu erhalten.

So war sie erneut im Elend. Sie hatte vier Kinder zu ernähren, die Hausmiete zu zahlen und sie und ihre Kinder brauchten jeden Monat Medikamente. Um zu überleben musste sie hart arbeiten.

Ihre Mutter gab ihr ein weiteres Stück Land, auf dem sie Feldfrüchte zum Verkauf anbaute. Mit dem Verdienst war es der fleißigen Frau möglich, auf dem Markt einen kleinen Stand zu betreiben, in dem sie auch einfache, selbst zubereitete Speisen anbot. Mit dem, was sie verdiente, konnte sie mit den Kindern gerade so überleben. Bei alledem fühlte sie, dass sie immer schwächer wurde. Was sollte aus ihren Kindern werden, wenn sie nicht mehr lebte? Sie könnten noch nicht selbst für sich sorgen.

In dieser Lage suchte die Mutter von Jonas die Hilfe bei L’ESPERANCE und fragte, ob wir ihr nicht etwas von ihrer Last abnehmen könnten. Um über die Runden zu kommen und die Älteren in die Schule schicken zu können, hatten sie manchmal nur eine Mahlzeit am Tag. Sie bat uns, wenigstens den kleinen Jonas aufzunehmen, damit es ihm besser ginge. Ihre Notsituation gab den Ausschlag, der Aufnahme zuzustimmen.

Berichtet von Rebecca Mulembe, leitende Mutter des L’ESPERANCE Kinderdorfes Kinyo.

Es sind über 100 Waisen und Halbwaisenkinder, für die in Uganda um Hilfe ersucht wurde. Die 40 dringlichsten Fälle haben wir aufgenommen. Zusammen mit unseren Paten und spendern werden wir alles Mögliche tun, damit Jonas zu einem lebenstüchtigen, hoffnungsvollen jungen Mann heranwächst.

Basma wurde 2011 in Addis Abeba, Äthiopien, geboren.
Das genaue Geburtsdatum ist nicht bekannt. Sie lebte nur einige Tage bei ihrer Mutter, der Vater war zu dem Zeitpunkt schon verstorben.

Die Mutter lebte in Armut, hatte kein Einkommen, es fehlte an Essen, Kleidung und Hygiene. Sie war mit der Situation und dem Baby total überfordert. Basma war gerade 45 Tage alt, als sie von der Nachbarin schreiend aufgefunden wurde. Die Mutter war unauffindbar! Sie hatte sich davon gemacht und das kleine Baby, hilflos und allein, sich selbst überlassen.

Die Nachbarin nahm Kindchen und ging damit zur Polizei. Dort nahm man sich des Mädchens an und brachte es in ein Kinderheim. Dort ging es dem Kind jedoch nicht besonders gut. Nach vier Jahren entschied die zuständige Behörde, die kleine Basma in die Obhut von L’ESPERANCE, ins Kinderdorf Akaki zu geben. Basma wurde am 9. September 2016 bei uns aufgenommen.

Das Mädchen hat außer ihrer Mutter (Aufenthaltsort unbekannt) und einem Großvater keinerlei Verwandte mehr. Gesundheitlich geht es Basma gut. Sie wird regelmäßig untersucht. Dabei wird auch geprüft, ob sie sich ihrem Alter entsprechend entwickelt.

Seit sie bei uns ist, besucht Basma regelmäßig den kinderdorfeigenen Kindergarten. Dort wird sie gefördert und spielerisch auf die Schule vorbereitet.

Basma ist ein liebenswertes und fröhliches Mädchen. Sie ist sehr umgänglich und überall gerne gesehen. Wir freuen uns sehr darüber, dass wir Basma bei uns im Kinderdorf aufnehmen durften. Es ist uns ein großes Anliegen, sie in ihrer Entwicklung zu unterstützen und ihr die dafür notwendigen schulischen und geistlichen Voraussetzungen zu bieten.

Berichtet von Yewubnesh Dando, Geschäftsführerin des Kinderdorfes Akaki.

Keturah wurde 2010 in Addis Abeba, Äthiopien,geboren
Das genaue Geburtsdatum ist nicht bekannt. Bis Juli 2016 lebte sie bei Ihrer Mutter. Der Vater verstarb schon vor ihrer Geburt.

Sie lebten in Armut, hatten kein Einkommen, es fehlte an Essen, Trinken, Kleidung und Hygiene. Die Mutter kümmerte sich liebevoll um Keturah und verzichtete oft selber auf Essen und Trinken, nur damit ihre Tochter keinen Hunger und Durst leiden musste. Dies hatte jedoch zu Folge, dass die Mutter durch den ständigen Verzicht schließlich im Juli völlig dehydriert verstarb.

Da der einzige noch lebende Verwandte, der Großvater, sich auch nicht um die kleine Keturah kümmern konnte, kam sie schlussendlich in ein Waisenheim. Dort verbrachte sie knapp 3 Monate, bis die zuständigen Behörden entschieden, das kleine Mädchen in die Obhut von L’ESPERANCE zu geben. Keturah wurde offiziell am 9. September 2016 bei uns aufgenommen.

Gesundheitlich geht es ihr gut. Sie wird regelmäßig untersucht. Dabei wird auch geprüft, ob sie sich ihrem Alter entsprechend entwickelt.

Seit sie bei uns ist, besucht sie regelmäßig den kinderdorfeigenen Kindergarten. Dort wird sie ihrem Alter angemessen gefördert und spielerisch auf die Schule vorbereitet.

Berichtet von Yewubnesh Dando, Geschäftsführerin des Kinderdorfes Akaki.

Lisa wurde 2008 in Uganda geboren und hat drei Geschwister.
Lisas Vater war Fischer. Er ertrank eines verhängnisvollen Tages bei seiner Arbeit und ließ die Mutter mit den vier Kindern allein zurück. Obwohl Lisa die jüngste der Schwestern ist, war sie die einzige, die zur Schule ging. Die älteren müssen mithelfen, den Lebensunterhalt zu verdienen. Sie hat uns ihr großes Interesse am Lernen geschildert, obwohl sie mit dem linken Ohr nicht gut hört.

Das Leben der Familie verlief gut, bis der Vater im Victoriasee ertrank. Als Fischersleute hatten sie kein festes Zuhause, lebten in einfachen Holzhütten und zogen von Insel zu Insel, immer auf der Suche nach guten Fischgründen. Nach dem Tod von Lisas Vater ging die Mutter mit ihren vier Kindern an den Ort, an dem die Familie ihres Mannes wohnt. Weil ihre Kinder zur Familie gehörten, war sie gewiss, Aufnahme zu finden. Zu ihrer Überraschung wurde sie jedoch abgewiesen. Niemand hatte Platz für die fünf und ihr Mann Robert hatte dort kein eigenes Haus. Auch seine Eltern waren bereits gestorben, so dass sie niemand aufnehmen wollte oder konnte. Sie sagten, sie hätten bereits genug mit ihren eigenen Problemen zu tun und wiesen die Mutter mit ihren Kindern schroff ab. Sie solle verschwinden, sich irgendwo anders einen Platz suchen und die Verwandtschaft vergessen.

Also hatte sie keine andere Wahl, als mit den Kindern zu ihrer alten, schwachen, an Aids erkrankten Mutter zu ziehen. Die hatte ihnen nicht mehr zu bieten, als ein Dach über dem Kopf. Nun hatten sie nicht einmal mehr das Nötigste. An Schulbesuch für die Kinder war nicht mehr zu denken. Dabei war es Lisas großer Wunsch, einmal Ärztin zu werden, um anderen zu helfen, die wie sie, Gehörprobleme haben. Stattdessen mussten sich nun Mutter wie Kinder bemühen, durch Gelegenheitsarbeiten genug zum Überleben zu bekommen.

Lisa ist fleißig, will alles Mögliche lernen. Sie half bei einfachen Hausarbeiten, wusch das Geschirr ab, passte auf den ein Jahr jüngeren Bruder auf. Sehnsüchtig schaute sie den Kindern nach, die die Schule besuchen konnten. Das rührte ihre Großmutter an, so dass sie eine ihrer Tanten bat, Lisa bei sich aufzunehmen.

Obwohl die Tante auch nur einem kleinen Acker hat und von der Hand in den Mund lebt, hat sie doch ein gutes Herz und nahm das Mädchen auf. Um Lisas großen Wunsch zu erfüllen, auch zur Schule gehen zu dürfen, begann sie, Pfannkuchen zu backen und zu verkaufen. Damit bezahlte sie das Schulgeld. So ging Lisa zur Schule, bis eines Tages der Mann ihrer Tante kam. Er hat noch zwei weitere Frauen und 9 Kinder und sagte, er wolle kein fremdes Kind im Haus haben. Wenn die Tante seine Anordnung missachte und Lisa weiter im Haus bliebe, würde sie es noch bereuen, sie aufgenommen zu haben. Lisas Tante nahm das nicht ernst, bis er ihr kein Geld mehr für die Kinder gab und dann ganz verschwand. Das ist nun vier Monate her. Der Mann hat das Haus nie mehr betreten.

In dieser Zwangslage suchte Lisas Tante die Hilfe bei L’ESPERANCE, und fragte, ob wir Lisa nicht im Kinderdorf Kinyo aufnehmen könnten, damit sie wieder ein Zuhause fände und ihr großer Wunsch, einmal Ärztin zu werden, vielleicht doch noch wahr werde. Die Notlage der Mutter, der Großmutter und der Tante, sowie der Eifer des kleinen Mädchens zu lernen, gaben den Ausschlag, der Aufnahme zuzustimmen.

Berichtet von Rebecca Mulembe, leitende Mutter des L’ESPERANCE Kinderdorfes Kinyo.

John ist 2008 in Uganda geboren und hat keine Geschwister.
Johns Vater, war Lehrer, die Mutter Kleinbäuerin. Beide starben kurz nacheinander an Aids und ließen John allein zurück. Da war zunächst niemand, der ihn aufnehmen konnte oder wollte. So blieb der kleine Bub schon in zartem Alter auf sich gestellt. Er lief im Ort umher, immer auf der Suche nach etwas Essbarem, tat hier und da kleine Gefälligkeiten. Schließlich erbarmte sich eine Tante väterlicherseits und nahm den Jungen auf. Sie hatte lange gezögert, weil sie an AIDS im Endstadium litt. Kurze Zeit, nachdem John zu ihr kam, starb sie. Jetzt wurde das Leben des Buben noch verzweifelter. Nachdem seine Eltern und die Tante kurz nacheinander gestorben waren, meinten die abergläubischen Dorfbewohner, der Junge sei mit einem Fluch belegt und wer immer ihn aufnehme, müsse sterben. In seinen Hungerqualen wühlte er schließlich auf dem Müllplatz nach Essbarem.

Bald litt John an Kwashiorkor (Eiweißmangel), bekam am ganzen Körper Geschwüre, in die Fliegen ihre Eier legten, so dass sie voller Maden wurden und war von Wunden durch Sand-Flöhe geplagt. Sein Gesundheitszustand verschlechterte sich dramatisch. Einige Leute, denen der Bub leidtat, forschten nach, ob es nicht irgendwo noch entfernte Verwandte gäbe. Sie erfuhren von einer entfernten Cousine, suchten sie auf und berichteten von Johns Zustand. Obwohl sie selbst mit einem kleinen gepachteten Stück Land von der Hand in den Mund lebt und nur mit Mühe für die eigenen Kinder sorgen kann, nahm sie den Jungen auf. Sie behandelte ihn, entfernte Sandflöhe und Maden, suchte ein Medikament gegen die Eiweißmangelerkrankung. So ging es John bald besser. Aber mehr konnte sie nicht tun. Sie hat kein Geld, um das Kind in die Schule zu schicken.

Deshalb wandte sich die barmherzige Frau an L’ESPERANCE. Sie sagte, dass sie John zwar gern weiterhin helfen würde, dass ihr dazu jedoch die Möglichkeit fehlt. Auch gibt es keinen anderen Verwandten, der bereit ist, dem Kind zu helfen. Sie bat uns, John die Zuwendung zu geben, die es ihm ermöglicht, die Hölle, durch die er gehen musste, zu vergessen und ihm eine Erziehung angedeihen zu lassen, die es ihm erlaubt, auf sich allein gestellt, sein Leben zu meistern. Wir wollen alles dafür tun, dass John all das erhält, was er braucht und ihm darüber hinaus den Glauben an Gott vermitteln, der sein himmlischer Vater ist, der einen guten Plan für ihn und für seine Zukunft hat.

Berichtet von Rebecca Mulembe, leitende Mutter des L’ESPERANCE Kinderdorfes Kinyo.

Brian wurde 2007 in Uganda geboren
Die Eltern von Brian begannen ihre Beziehung 1993 und hatten gemeinsam fünf Kinder. Brians Vater starb 2010 an AIDS und hinterließ ein Grundstück von 50m × 100m, auf dem ihr Holzhaus mit einem Zimmer steht. Um das Essen für ihre Familie anzubauen, erbat sich Brians Mutter von ihrem Onkel ein Stück Land, wovon sie sich ernähren und eventuellen Überschuss umsetzen, um sich das Nötigste kaufen zu können.

Mehr als sechs Jahre Schulbildung haben Brians ältere Geschwister nicht erhalten. Sie leben von der Hand in den Mund und haben überhaupt keine Ersparnisse. Das Schlimmste ist, dass Brians Mutter auch HIV-positiv ist. Deshalb muss sie sich monatlich Nachschub an antiretroviralen Medikamenten holen. Dies ist für sie aber manchmal unmöglich, weil sie keine Mitfahrgelegenheit findet. Dadurch ist sie schwach geworden und kann Brian nicht mehr ausreichend versorgen. Brian ging die Schule, obwohl er oft heimgeschickt wurde, weil das Geld für die Gebühren fehlte. Trotz der Situation, in der sich die Familie befindet, und obwohl er nur darauf hoffen kann, sechs Jahre Schulbildung abzuschließen, ist Brian optimistisch und möchte gerne Arzt werden, um anderen Menschen zu helfen, die kein Geld haben. Auch möchte er ein Krankenhaus in seiner Ortschaft bauen, weil es dort keine Krankenhäuser gibt und man in entfernte Nachbarorte fahren muss, um behandelt zu werden.

Diese Hoffnung und positive Einstellung bewog Brians Mutter dazu, sich an L’ESPERANCE zu wenden und um Unterstützung für Brian zu ersuchen, damit sein Traum, Arzt zu werden, in Erfüllung gehen kann, auch wenn sie dies wahrscheinlich nicht mehr erleben wird. Sie sagte außerdem, dass sie überall glücklich sei, wenn sie nur wisse, wenigstens eines ihrer Kinder habe im Leben Erfolg.

L’ESPERANCE möchte genau diese Hoffnung, Zuversicht und positive Einstellung in den Waisenkindern, für die wir sorgen, fördern, und das gerade angesichts der großen Herausforderungen, vor denen sie stehen. Deshalb sind wir froh, Brian bei der Verwirklichung seiner Träume zu unterstützen, indem wir ihn bei uns aufnehmen, seine Grundbedürfnisse stillen und ihm eine Ausbildung ermöglichen.

Berichtet von Rebecca Mulembe, leitende Mutter des L’ESPERANCE Kinderdorfes Kinyo.

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